Euphorie bei Hamilton und Ferrari: Erwarten die Italiener zu viel?
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Lewis Hamilton hat in Italien und bei den Ferrari-Fans auf der ganzen Welt eine wahre Lewis-Manie ausgelöst. Er ist der Mann, der dem kultigen Team einen weiteren Weltmeistertitel bescheren kann, so scheint es zu heißen. Aber es besteht die Gefahr, dass die Erwartungen zu hoch sind.
Es war, als wäre der Herrgott selbst auf der Erde gelandet, so begeistert war die Stimmung am Mittwoch in Fiorano, wo Lewis Hamilton seine allerersten Runden in einem Ferrari-Formel-1-Auto drehte. Der Wahnsinn war natürlich erwartet worden, denn Italiener sind nun mal leidenschaftliche Menschen - vor allem, wenn es um ihren Nationalstolz Ferrari geht.
Kann Hamilton den Erwartungen gerecht werden?
Die wilden Szenen zeigen aber auch, dass Hamilton mit einer viel zu hohen Erwartungshaltung zu kämpfen hat, was letztendlich zu Enttäuschungen führen kann. Natürlich ist der siebenfache Weltmeister immer noch erstklassig, wie er zum Beispiel letzte Saison in Silverstone mit einem großartigen Sieg bewiesen hat.
Aber Lewis Hamilton ist auch ein Mensch aus Fleisch und Blut. Wie jeder andere braucht er Zeit, um sich an sein neues Arbeitsumfeld mit seinen eigenen Gewohnheiten und Arbeitsmethoden zu gewöhnen. Das braucht Zeit. Das kann man nicht von einem Tag auf den anderen erledigen.
Außerdem sollte man die Worte seines ehemaligen Mercedes-Teamchefs Toto Wolff nicht vergessen, der glaubt, dass Hamilton mit der aktuellen Generation der F1-Autos nicht zurechtkommt. Im Gespräch mit Auto, Motor und Sport sagte der Österreicher kürzlich: ,,Er (Lewis) bremst spät und wirft das Auto aggressiv in die Kurve. Das Auto und die Reifen können das nicht verkraften. Bei diesen Autos ist es manchmal besser, mit 98 Prozent zu fahren. Und das gilt für das Qualifying noch mehr als für das Rennen."
Kann Hamilton mit diesem Ferrari glänzen?
Zugegeben, Hamilton sitzt nicht mehr in einem Mercedes, sondern in einem Ferrari, aber die Grundlagen der Autos sind dieselben. Möglicherweise liegt ihm der Ferrari etwas besser, aber das grundsätzliche "Problem" dieser Generation von Autos könnte ihm wieder in die Quere kommen - und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, an dem ganz Italien hofft - ja sogar erwartet - dass er ihnen endlich einen Formel-1-Weltmeistertitel schenkt.
So leidenschaftlich die Italiener auch sind, die Stimmung kann auch schnell umschlagen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass italienische Fans und Medien ziemlich stumpf sein können, wenn die Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Besonders in der ersten Saison - mit der Flitterwochenzeit und den Einschränkungen, die Hamilton mit dieser Generation von Autos verspürt - wird der Brite vielleicht nicht jede Woche über sich hinauswachsen.
Die Ferrari-Fans täten sich selbst einen Gefallen, wenn sie realistisch blieben und weiter in die Zukunft dächten: 2026, nach einer großen Regeländerung und mit Hamilton dann ein Jahr in Scharlachrot, könnte ein besserer Zeitpunkt für den Briten sein, seinen achten Titel zu holen. Zumindest wenn ihm die sicherlich kritische Außenwelt die Zeit dazu gibt.
Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit Olly Darcy geschrieben
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